Logo von Hauser CoachingReframing – oder wie ich die eigene Wahrnehmung von Problemen verändern kann

Wintermorgen auf Frauenchiemsee

Positive Aspekte in schwierigen Situationen zu erkennen, hilft Handlungsoptionen zu entwickeln, neue Sichtweisen einzunehmen und Verständnis für andere zu bekommen. Die Fähigkeit zum Reframing – zum Rahmenwechseln und Umdeuten – verschafft einem eine größere Freiheit und mehr Wahlmöglichkeiten. Die Bedeutung eines jeden Ereignisses hängt von dem Rahmen ab, in den ich es stelle. Wenn ich den Rahmen wechsle, verändert sich auch die Bedeutung. Wenn sich die Bedeutung des Ereignisses für mich verändert, ändert sich auch meine Reaktion(en) und meine Verhaltensweise(n). Jedes Verhalten hat eine positive Absicht. Durch das Umdeuten kann es mir gelingen zu erkennen, weshalb ich etwas mache und worum es mir dabei wirklich geht.

Wenn jemand anderes in derselben Situation wäre – sie aber als „Chance“ betrachten würde – welche Argumente könnte er vorbringen?

Angenommen, Sie kommen einen großen Schritt weiter und blicken in ein paar Jahren auf die Ausgangslage zurück: wozu könnte diese Situation gut gewesen sein?

Reframing bedeutet, das Verhalten oder das Problem in einer anderen Art und Weise wahrzunehmen. Durch die geänderte Wahrnehmung ändert sich die Bedeutung des Verhaltens oder des Problems für uns und das kann sehr entlastend wirken.

Übung: Stelle dir eine Situation vor, in welcher du mit deinem Verhalten unzufrieden warst

  1. Wie wirst du in 5 Jahren über diese Situation denken?
  2. Was würdest du über die Situation denken, wenn du nur noch ein paar Wochen zu leben hättest?
  3. Wenn diese Situation witzig wäre, worüber würdest du lachen?
  4. Angenommen du hättest etwas übersehen, was könnte es sein?
  5. Wenn du genau das Gegenteil davon Denken und Tun würdest, was würdest du Denken und Tun?

Mit Reframing lassen sich auch Konflikte ansprechen, weil die Grundannahme genutzt wird, dass jedes Verhalten eine positive Absicht hat.

  1. Die positive Absicht des Gegenübers, mit dem ein Konflikt besteht, wird herausgearbeitet angesprochen und gewürdigt.
  2. Das negative Verhalten wird angesprochen. Ich beschreibe auch, welche meiner Werte (was mir wichtig ist) abgelehnt werden und welche meiner Bedürfnisse durch das Verhalten nicht erfüllt werden.
  3. Nachdem ich die positive Absicht des Gegenübers für sein Verhalten gewürdigt und im Anschluss beschrieben habe, was dieses Verhalten mit mir macht, erfolgt im dritten Schritt die Äußerung eines Wunsches (oder einer Forderung oder eines Kooperationsangebotes).
Ich wünsche mir von dir: lass‘ uns gemeinsam zusammensitzen und überlegen, wie wir das hinbekommen können.

Fallbeispiel:

Eine Klientin kam zu mir ins Coaching. Sie hatte den Job gewechselt und einen auf zwei Jahre befristeten Arbeitsvertrag unterschrieben. Bereits in den ersten Wochen hatte man ihr versprochen, den Arbeitsvertrag zu entfristen, sobald festgelegte Ziele erreicht worden sind. Die Klientin hatte die Ziele erreicht und der Vorgesetzte hat sich für sie bei der Personalabteilung eingesetzt, um den Vertrag zu entfristen. Leider ohne Erfolg. Seither schwillt ein Konflikt zwischen der Klientin und deren Vorgesetztem. Die Klientin sucht nach einer Möglichkeit, für die vorzeitige Entfristung zu kämpfen. Mit Hilfe des Reframings und den 3 Schritten (1. Lobenswerte Absicht ansprechen, 2. Negatives Verhalten ansprechen, 3. Wunsch äußern) haben wir eine Vorgehensweise erarbeitet:

  1. Herr XY, ich bin mir sicher, Sie haben einiges versucht, um bei der Personalabteilung eine Entfristung und damit einen unbefristeten Arbeitsvertrag für mich auszuhandeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass auch Sie sich an interne Regelungen und Prozesse halten müssen und sich auch vor Ihrem Vorgesetzten rechtfertigen müssen, wenn man sich vorzeitig an neue Mitarbeiter binden möchte.
  2. Gleichzeitig ärgere ich mich sehr, weil ich ganz offensichtlich die vereinbarten Ziele erreiche und mir Gerechtigkeit und Fairness wichtig sind. Ich bin enttäuscht, dass meine Leistung einfach nicht ausreicht, um die Organisation von mir und meinem Können zu überzeugen. Die Entfristung bedeutet für mich ein Bekenntnis zu meiner Person und gibt mir Sicherheit für die weitere Zusammenarbeit.
  3. Ich möchte Sie bitten, sich nochmals für die Entfristung meines Arbeitsvertrages einzusetzen.