Logo von Hauser CoachingInnere Überzeugungen, die den Stress verursachen

Ralf Hauser beim Kochen für eine Gruppe

Du leidest unter Stress und willst besser damit umgehen.

1. Setze dich hin und beobachte deine Gedanken in stressigen Zeiten. Was ist der Gedanke, der Druck und Zwang auslöst? Ich muss ja irgendwas denken, also was ist es?

Ein Beispiel für einen Satz, den ich in stressigen Situationen denke, könnte sein:
„Ich schaffe das nicht“

2. Woher kommt dieser Gedanke? Wann hat es angefangen? Schmerzhafte Erinnerungen?

Ein Beispiel
Ein Klient von mir hat nach dem Abitur zwei Semester etwas für seine Neigungen und Kompetenzen völlig Falsches studiert und musste sich recht schnell neuorientieren. Aus dieser Zeit stammt auch die Überzeugung: wenn ich jetzt nicht anfange, zu strampeln, gehe ich unter. Ich muss auf mich aufmerksam machen, sonst werde ich abgehängt und vergessen. Wenn der Klient denkt „Ich schaffe das nicht“ hatte er gleichzeitig die Angst, nochmal in so eine Situation wie damals zu kommen und während und nach dem Studienabbruch strampeln zu müssen.

3. Es ist die Angst davor, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Unsere Persönlichkeit besteht aus ganz vielen Anteilen. Ein Persönlichkeitsanteil meines Klienten wollte ihn davor beschützen, nicht nochmal in eine solche Situation zu kommen, wie damals beim Studienabbruch. Deshalb hat er in stressigen Situationen ähnliche Angstgefühle durchlebt wie damals. Bei dem Gedanken „Ich schaffe das nicht“ kam erst recht alles wieder hoch – die ganze ausweglose Situation, das verzweifelte Strampeln.

In der Transaktionsanalyse wurden fünf innere Antreiber beschrieben. Zwei dieser fünf Antreiber haben wir alle besonders stark ausgeprägt. Wir alle leben mit einer Mischform aller fünf Inneren Antreiber. Diese inneren Antreiber wirken wie Persönlichkeitsanteile, die etwas für uns sicherstellen wollen.

a) Sei immer stark
b) Sei immer perfekt
c) Mach es immer allen recht
d) Mach schnell, beeil dich
e) Streng dich immer an

4. Eine Möglichkeit, mit hinderlichen Gedanken und Antreibern/Anteilen von uns umzugehen, ist gerade in stressigen Zeiten, sich Ziele zu setzen.
Welche Ziele habe ich? Was will ich unbedingt erreichen? Wenn ich es erreicht habe, wie ist es dann? Wie werde ich mich fühlen, wenn ich mein Ziel endlich erreicht habe?

Wie kann ich mich fühlen, wenn endlich erreicht ist, auf was ich hinarbeite?

Beispiele können sein:

Leichtigkeit
Gelassenheit
Freiheit

Wenn ich Klarheit über meine angestrebten Gefühle bekommen habe, stellt sich die Frage: wie kann ich die angestrebten Gefühle jetzt schon leben. Versuche schon im Hier und Jetzt, die Gefühle zu leben, die mit der Zielerreichung in Verbindung gebracht werden. Das nimmt enorm viel Druck raus. Es ist die Erkenntnis, dass ich jetzt schon ausleben kann, auf was ich hinarbeite.

5. Horrorszenarien
Horrorszenarien sind höchst individuell und führen garantiert zu Überforderung, Druck und Stress. In der Betriebswirtschaft würde man vom Worst-Case-Szenario sprechen. Horrorszenarien können überwunden werden, wenn wir uns vornehmen:

a) Ich probiere mich aus auf dieser Welt.
(und mit diesem Satz wirkt der Studienabbruch meines Klienten nach zwei Semestern völlig akzeptabel)
b) Ich bin so unfassbar wertvoll.
c) Ich bin gut so wie ich bin.

Die Sätze a-c sind typisch für Pippi Langstrumpf. Oft sind wir viel zu streng mit uns. Wir haben die kindliche Sicht auf die Welt abgelegt und angefangen, uns über die Erwartungen anderer zu definieren.

Wann habe ich angefangen, mich über die Erwartungen der anderen zu definieren?

Was macht den Druck? Gesellschaft, Werte, mithalten können? Beginnt das schon in der Schule?

Wie sehe ich mich selber? Was führt dazu, dass ich denke,

d) es nicht zu schaffen?
e) nicht gut genug zu sein?
f) Jeder der fünf Antreiber?

Um mit Horrorszenarien und dem Stress, der damit verbunden ist, umgehen zu können, müssen wir uns klarmachen:

Ich muss nicht richtig, richtig gut sein, damit ich nicht in Gefahr bin. Denn daher kommt der Stress bei dem Gedanken „Ich schaff das nicht“. Wir denken, sobald wir einen Fehler machen, seien wir in Gefahr und nicht mehr sicher. Wie mein Klient, der in stressigen Situationen Angst davor hatte, wieder ins Strampeln zu kommen und damit gleichgesetzt Orientierungslosigkeit und Existenzängste durchzustehen.

Du bist so unfassbar wertvoll. Geweint wird mit 100. Das Leben will gelebt werden. Für Selbstzweifel sollten wir keine Zeit verschwenden. Hör auf, zu glauben, was du von dir denkst. Du bist mehr als deine Gedanken. Erlaube dir, das zu leben, was du selbst willst, auch wenn es im Außen nicht gut läuft. Wir sind oft so unfassbar streng mit uns.
Was mache ich mit mir selbst? Möchte ich so leben? Oft entstehen Druck und Stress auch deswegen, weil wir konstant in der Zukunft sind. Deshalb die Frage: was ist jetzt schon in meinem Leben, das mir Erleichterung gibt? Ich habe Einfluss darauf, was ich von mir denke.