Logo von Hauser CoachingSoziales Panorama

Ralf Hauser

Beruflich und privat sind wir in soziale Beziehungen eingebunden. Familie, Nachbarschaft, Verein, Teams und Arbeitsgruppen sind Beispiele für Orte, an denen einschränkende Überzeugungen über das Gegenüber entstehen: die soziale Wahrnehmung basiert vorrangig auf der unbewussten Ebene. Wir haben eine innere Vorstellung davon, wie der andere Mensch ist (Personifikation = die Vorstellung, die sich ein Mensch von einem anderen Menschen gebildet hat). Diese innere Vorstellung dominiert die Interaktion mit dem anderen Menschen. Mit dem Sozialen Panorama nach Lucas Derks lassen sich Beziehungen klären und verbessern, gerade dann, wenn man das Problem nicht ansprechen will. Das Soziale Panorama ermöglicht Veränderung durch das Hinzufügen von Ressourcen (Kraftquellen aus der Vergangenheit, (Verhaltens-)Eigenschaften).

Ein Klient kam zu mir ins Coaching und berichtete von Problemen mit einem Arbeitskollegen, die unerträglich geworden sind. Ein klärendes Gespräch bspw. mit der Methode der Gewaltfreien Kommunikation wolle der Klient aktuell nicht führen, kann das Thema mit dem Arbeitskollegen aber auch nicht länger unter den Teppich kehren. In diesem Fall ging es nicht um die Aufarbeitung des inhaltlichen Problems. Einerseits ging es um die Stärkung des Klienten, um wieder in einen guten förderlichen Zustand zu kommen und andererseits um den Perspektivwechsel auf den Arbeitskollegen und dessen positive Absicht für sein Verhalten. Durch das Herausarbeiten einer positiven Absicht entsteht Verständnis für den anderen Arbeitskollegen und der Umgang mit diesem wird erleichtert.

1. Räumliche Repräsentation des Arbeitskollegen im Raum
Wo steht der Arbeitskollege, mit dem der Klient ein Problem hat, in dem Raum, in dem gerade das Coaching stattfindet?
Wohin geht der Blick des Arbeitskollegen?
Wie viel Platz nimmt er jetzt gerade hier im Raum ein?

2. Was fühlt der Klient dabei, wenn er den Arbeitskollegen jetzt als Vorstellung im Raum sieht?
Mögliche Antworten im Coachingprozess könnten sein:
Ich fühle Wut, Rachegelüste, Angst und Unsicherheit

3. Der Klient soll sich einen Menschen vorstellen, mit dem er optimal auskommt und ihn ebenfalls im Raum platzieren.
Wo steht dieser Mensch?
Wie ist die Blickrichtung des Menschen?

4. Was ist die positive Absicht der Gefühle (Punkt 2) des Klienten, wenn er an den Arbeitskollegen denkt?
Was ist das Gute an Wut und Angst? Was würde der Klient verlieren, wenn er weder Gefühl x noch Gefühl y entwickeln würde (im Umgang mit dem Arbeitskollegen)?

Mögliche Antworten im Coachingprozess könnten sein:
Verlust des Gefühls von Freiheit, Sicherheit, Macht, Harmonie, Fürsorge, Wissen, Integrität

Hier lohnt es sich, den Klienten auch in seinen Körper spüren zu lassen, um Signale dafür zu erhalten, um was es eigentlich geht. Vielleicht geht es dem Klienten um Sicherheit und er reagiert deshalb mit Wut und Angst, wenn er den Arbeitskollegen bislang untätig wahrnimmt.

5. Der Perspektivenwechsel
Der Klient wird gefragt, was der Arbeitskollege ihm gegenüber fühlt.
Was fühlt dein Arbeitskollege dir gegenüber?

Mögliche Antworten im Coachingprozess könnten z.B. sein: Der Arbeitskollege fühlt sich selber unterlegen oder unsicher und sucht beim Klienten nach Anerkennung.

6. Was ist die positive Absicht, wenn Klient und Arbeitskollege zusammentreffen und in Kontakt treten?
Mögliche Antworten im Coachingprozess könnten sein: Die positive Absicht des Verhaltens des Klienten ist Harmonie. Am Arbeitsplatz soll es harmonisch sein. Die positive Absicht des Verhaltens des Arbeitskollegen in der Interaktion könnte bspw. das Streben nach Leichtigkeit am Arbeitsplatz sein. Alles soll unbeschwert erledigt werden können.
Hier können alle Gefühle auftauchen, die bei der Erfüllung von Bedürfnissen entstehen, bspw.: Wirksamkeit, Selbstverwirklichung, Zugehörigkeit, Zusammenarbeit, Wachstum, Verständnis, Unterstützung, Struktur, Stabilität, Spaß, Leichtigkeit, Freiheit, Anerkennung, Beständigkeit, Bildung, Harmonie, Freizeit.

7. Der Klient wird befragt, welche Ressourcen (Kraftquellen, Eigenschaften) er braucht, um noch mehr von dem Gefühl zu bekommen, um das es ihm eigentlich geht (hier Sicherheit).

Welche Ressourcen braucht der Klient, damit sich der Arbeitskollege anders verhalten kann, um das Gefühl zu bekommen, um das es dem Arbeitskollegen eigentlich geht (hier Anerkennung).

Welche Ressource braucht der Klient, damit die positive Absicht des Arbeitskollegen beim Zusammentreffen (Streben nach Leichtigkeit) anders als bisher erreicht werden kann?

8. Der Perspektivwechsel
Ich stelle dem Klienten dieselben Fragen, nur dieses Mal antwortet der Klient aus seiner inneren Vorstellung von seinem Arbeitskollegen heraus – als ob der Klient in den Schuhen des Arbeitskollegen steckt. Eine mögliche Verwirrung setzt Denkprozesse in Gang und ist für den Coachingprozess günstig.
Ich frage den Klienten, welche Ressourcen sein Arbeitskollege, in seiner inneren Vorstellung braucht, um mit ihm (dem Klienten umzugehen).

Welche Ressourcen brauchst du (Perspektive Klient in den Schuhen des Arbeitskollegen), um noch mehr von dem Gefühl zu bekommen, um das es dir eigentlich geht (hier Anerkennung)?

Welche Ressource brauchst du (Arbeitskollege), damit sich der Klient anders verhalten kann, um das Gefühl zu erhalten um das es ihm eigentlich geht (hier Sicherheit)?

Welche Ressourcen brauchst du (Arbeitskollege), damit die positive Absicht beim Zusammentreffen des Klienten (hier Harmonie) mit dir erfüllt werden kann?

Der Klient arbeitet Ressourcen für sich heraus (bspw. Selbstbewusstsein, Gelassenheit, Flexibilität). Außerdem arbeitet er über die Vorstellung, die er sich vom Arbeitskollegen gemacht hat, Ressourcen heraus, die dieser (Arbeitskollege) im Umgang mit ihm (Klient) brauchen kann (bspw. Mut, Geduld, Vertrauen).

9. Ankern der Ressourcen beim Klienten
Finde eine Situation in deinem Leben, in der du besonders selbstbewusst warst. Spüre dich mit allen fünf Sinnen (sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken) in die Situation ein. Merke dir den guten Zustand in der Situation, in der du viel von der benötigten Kraft hattest. Wenn du dich am intensivsten hineingesteigert hast, merke dir den Zustand mit einer Handbewegung oder einer Farbe, um den Zustand später mit derselben Handbewegung oder Farbe leichter herholen zu können.

Die gefundenen Ressourcen, die dem Arbeitskollegen aus Sicht des Klienten fehlen, können vom Klienten auch hergeholt und geankert werden. Der Klient kann diese ihm gerade durch das Ankern sehr präsente Ressource auf seine eigene Art und Weise dem Arbeitskollegen schicken (Energieaustausch, Lichtstrahl, Laserschwert, Beamen).

10. Abschließende Frage nach der räumlichen Repräsentation des Arbeitskollegen im Raum
Wo steht der Arbeitskollege jetzt im Raum? Wohin geht jetzt der Blick des Arbeitskollegen?
Wie viel Platz nimmt er jetzt gerade hier im Raum ein?

Fazit
Der Klient beschäftigt sich mit Ressourcen (Kraftquellen, Eigenschaften) die in ihm lebendig werden und die der Arbeitskollege gut gebrauchen könnte. Durch bewusste und unbewusste Spiegelungen in menschlichen Beziehungen wird dem Arbeitskollegen der Zugang zu den fehlenden Ressourcen womöglich leichter gemacht. In jedem Fall bekommt der Arbeitskollege vom Klienten mehr Verständnis. Durch diesen Coachingprozess schmälern sich beim Klienten die anfänglichen Gefühle (Punkt 2) wie bspw. Wut, Rache, Angst oder Unsicherheiten.