Logo von Hauser CoachingBelastbarkeit in Krisenzeiten stärken

Wüstenpflanzen sind ebenfalls resilient

Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, nach Schicksalsschlägen, die einen zu Boden werfen, schneller wieder hoch zu kommen und die alte Verfassung zu erreichen. Es gibt Menschen, die sich schneller und leichter als andere Menschen von den Widrigkeiten des Lebens erholen. Diese bezeichnet die Wissenschaft als resiliente Menschen. Resilienz ist keine unveränderbare Eigenschaft, sondern das Ergebnis eines lebenslang andauernden Prozesses, den wir selbst steuern können.

Zwischenmenschliche Beziehungen stärken die Widerstandsfähigkeit. Es ist sinnvoll, Zeit in Beziehungen zu investieren, auch einmal sein Handy wegzulegen und wirklich mit seiner ganzen Aufmerksamkeit beim Gegenüber zu sein. Wenn der andere erzählt, was fühlt er, wie sind seine Reaktionen und Empfindungen? Was braucht der andere? Welche Bedürfnisse werden sichtbar, wenn ich mir Zeit nehme zuzuhören? Was ist dem Gegenüber wichtig? Wir bauen eine Verbindung mit dem auf, was im anderen lebendig ist.

Eines der größten Geschenke in unserer heutigen digitalisierten Welt ist wohl, jemandem seine Zeit zu schenken, ihm zuzuhören und echtes Interesse daran zu haben, ihn in seiner Lebenswelt zu verstehen. In jedem Alter helfen uns Bezugspersonen, die Wärme, das Selbstwertgefühl und die Sicherheit mit und ohne zahlreiche Worte spürbar zu machen. Zugewandte und verlässliche Freundschaften, ein gutes Team oder Familienbande können uns helfen, uns nach Schicksalsschlägen schneller wieder zu erholen.

Als Coach und Supervisor höre ich vor allem zu und stelle meinen Klienten situationsangepasst Fragen zu Kontrolle, Einfluss, Tragweite und Dauer der Krisensituation und helfe so, die Opferrolle zu verlassen und wieder Handelnder zu werden.

Was kann an der Situation im Augenblick verbessert werden?
Welche Veränderungen kann ich in der aktuellen Krisensituation vornehmen?
Was kann ich tun?
Welche Überzeugungen habe ich über die derzeitige Krisensituation?
Werde ich sie in den Griff bekommen oder wird sie mein gesamtes Leben überschatten?
Wie lange werden die Krise und deren Nachwirkungen wohl dauern?

Eine weitere wichtige Fähigkeit resilienter Menschen ist, die eigenen Gefühle, Denk- und Handlungsmuster zu reflektieren und daraus sinnvolle Problemlösungsstrategien zu entwickeln. Reflexion bezeichnet die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken, also das eigene Denken, Handeln und Fühlen zu analysieren. Das Ziel hierbei ist, mehr über sich selbst herauszufinden. Dabei können wir uns nicht nur selbst als individuelle Personen hinterfragen, sondern auch als Teile eines Systems, z. B. Familie, Musikverein, Nachbarschaft oder Stammtisch. Was erfordert die Situation? Wie sieht die Situation aus der Perspektive meines Mitarbeiters aus? Wie schaffe ich es, mich trotz überwältigender Gefühle auf eine gezielte Handlung zu konzentrieren?

Bereits im Jahr 2000 konnte Professor Dr. Kandel, Nobelpreisträger für Medizin, nachweisen, dass all unsere Gedanken und Eindrücke Spuren im Gehirn hinterlassen. Je stärker die positiven und negativen Gefühle rund um unsere Gedanken und Eindrücke sind, umso deutlicher sind die Spuren im Gehirn. Aus den anfänglichen Spuren bilden sich dann mit den Jahren festgefahrene Denkautobahnen. Als Leser kennen Sie bestimmt Menschen, die immer wieder dieselbe Platte abspielen, wenn sie von ihren Herausforderungen im Leben erzählen. Die haben eine solche Denkautobahn und finden die Ausfahrt nicht mehr. Häufiges negatives Denken schafft so die neurobiologische Grundlage, dass Panikattacken und Angstzustände überhaupt entstehen können. Wer also lange genug negativ denkt, steigert sich gedanklich in etwas hinein, sodass sich in seinem Gehirn eine Autobahn in Richtung schlechter Gefühle und Angst entwickelt. Derjenige, der in Richtung Freude und Leichtigkeit denkt, lässt in seinem Gehirn nur einen kleinen Feldweg für die Angst übrig.

Die gute Nachricht ist, dass Gedankengut, mit dem wir uns länger nicht beschäftigt haben, im Gehirn abgebaut wird. Deshalb können wir uns so schlecht an den Satz des Pythagoras aus der Schulzeit erinnern. Unser Gehirn reagiert vollautomatisch – so, wie es hauptsächlich vernetzt und verwendet wird. Mit folgender Übung aus der Positiven Psychologie, die leicht in den Alltag eingebaut werden kann, habe ich bei meinen Teilnehmern in Trainings und Workshops sehr gute Fortschritte erzielt. Diese Übung hilft, die Gedanken in Richtung einer positiven Grundeinstellung zu lenken:

Jeden Tag drei Dinge aufschreiben, die mich glücklich gemacht haben. (Alternativ für diejenigen, die nicht nach den Glücksmomenten forschen wollen: Was hat mich stolz gemacht?)

Welchen Anteil hatte ich daran? Was habe ich für diese Glücksmomente getan? (Alternativ: Welchen Anteil hatte ich an den Momenten, die mich stolz gemacht haben?) Die Antworten auf diese Frage werden Sie widerstandsfähiger machen, weil Ihnen Ihre eigene Selbstwirksamkeit bewusst wird. Sie haben mehr in der Hand als Sie denken.

Resiliente Menschen oder Menschen, die danach streben, resilienter zu werden, stehen immer einmal mehr auf als sie hinfallen. Sie versuchen, den Widrigkeiten des Lebens eine Lernchance zu entnehmen und so innerlich immer weiter zu wachsen, um zur besten Version von sich selbst zu werden. Und das am besten mit anderen (resilienten) Menschen in Gesellschaft.