Logo von Hauser CoachingGewaltfreie Kommunikation

Ralf Hauser im Gespräch mit einer Sozialarbeiterin über GWK

In der Gewaltfreien Kommunikation geht es um die Verbindung und um die Bedürfnisse aller Beteiligten. Die Unterschiedlichkeit wird anerkannt. Alles was wir tun, tun wir um uns unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Jeder Mensch hat immer gute Gründe (Motive) für sein Tun. Hinter jedem Konflikt und jeder Verurteilung stehen unerfüllte Bedürfnisse, sonst gäbe es keinen Streit.

Das erinnert mich an zwei Coaching-Grundannahmen:

Jedes Verhalten hat eine positive Absicht – und wenn es nur ist, dass der andere gut für sich sorgt.

Jeder Mensch trifft in der jeweiligen Situation die beste Entscheidung unter allen Wahlmöglichkeiten (ein Bereuen vergangener vermeintlicher Fehlentscheidungen findet deshalb nicht statt, zum damaligen Zeitpunkt wurde die bestmögliche Wahl getroffen unter allen Alternativen).

Durch die Gewaltfreie Kommunikation kann es gelingen,

  • fair und respektvoll miteinander umzugehen.
  • aufrichtig zu sein, ohne Kritik und Vorwurf. Also eine Methode, um selber authentisch leben zu können.
  • Entscheidungsfreiheit zu haben, wie ich mit Situationen umgehen will. Je mehr Wahlmöglichkeiten, je besser.

Unter welchen Voraussetzungen gelingt Kommunikation nur schwer?

  • Kritik, Vorwürfe, Schuldzuweisungen, Vergleiche, Vorurteile, fehlendes Verantwortungsbewusstsein.
  • Es werden Forderungen gestellt und keine Bitten ausgesprochen. So muss der andere tätig werden und es fehlt an Freiheit. Da bleibt dann nur, zu unterwerfen oder zu rebellieren.

In der Gewaltfreien Kommunikation wird als Grund für die Zusammenarbeit folgendes vorausgesetzt: gegenseitiger Respekt, Wertschätzung und eine Freiwilligkeit, etwas gerne für den anderen zu tun.

1. Beobachten, ohne zu bewerten

Formulierung einer reinen Beobachtung.
Was sehe ich, was höre ich, was hat der andere gesagt?
Die Landkarte ist nicht das Gebiet und die Landkarte des einen ist nicht die Landkarte des anderen. Jeder schaut anders auf die Welt. Lässt man sich zu Bewertungen hinreißen kommt es zu Verallgemeinerungen, Tilgungen, Verzerrungen und Übertreibungen wie „Nie hörst du zu“ oder „Du hast ja keine Ahnung“.

Tilgungen: Es wird etwas weggelassen, ich sage nur die Hälfte des Satzes.
Verallgemeinerungen: Ausnahmen werden vernachlässigt.
Verzerrung: Ursache und Wirkung (X muss zu Y führen), ewige Wahrheiten und Annahmen.

2. Äußerung meiner Gefühle

Ich teile mit, wie es mir geht, nachdem etwas vorgefallen ist.
Ich trage selber Verantwortung für meine Gefühle und wie ich reagiere.

Zwischen echten Gefühlen und Scheingefühlen wird unterschieden.

echte Gefühle sind:
froh, mutig, genervt, frustriert, irritiert...

Scheingefühle sind:
missverstanden, angegriffen, ausgegrenzt, vernachlässigt...
Scheingefühle = Ich beschuldige andere und fühle mich deshalb so.

3. Bedürfnis mitteilen

Ich bräuchte [Rücksichtnahme, Unterstützung, ...], weil es mir wichtig ist.
Erfüllte Bedürfnisse führen zu positiven Gefühlen und umgekehrt.

4. Bitte-Strategie

Wir bitten den anderen um etwas. Was kann der andere für uns tun, damit unser Bedürfnis erfüllt wird. Möchte ich meine Bedürfnisse erfüllt haben?

Kriterien für eine Bitte:
Die Bitte bezieht sich auf das Hier und Jetzt, nicht auf die Zukunft. Die Bitte ist konkret und erfüllbar. Positive Formulierung der Bitte: ich sage was ich will, aber nicht als Forderung.

Um mit anderen Menschen klar kommunizieren zu können, müssen wir zunächst mit uns selber gut kommunizieren. Sind wir uns unserer eigenen Gedankenabläufe bewusst, haben wir die Klarheit, besser kommunizieren zu können. Die zunehmende Bewusstheit, das sich entwickelnde Einfühlungsvermögen und die größere Besonnenheit lassen uns immer feinfühliger werden. Der Zugang zu guter Kommunikation ist neben der Klarheit die Geduld. Geduld lässt uns feiner hinhören. Dadurch verstehen wir den Sinn des Gesagten und nicht nur einzelne Worte.

Authentizität ist die Übereinstimmung von dem, was wir fühlen, mit dem was wir von unseren Gefühlen bewusst mitbekommen und mit dem was wir davon mitteilen. Das heißt nicht, dass wir alles sagen müssen. Wir sind dann authentisch, wenn die Botschaften, die wir verbal und nonverbal senden, sich so wenig wie möglich wiedersprechen.

Marshall B. Rosenberg, der Begründer der Gewaltfreien Kommunikation stellte die Grundannahme auf: niemand sagt oder tut etwas, um anderen zu schaden, sondern allein, um sich selbst ein Bedürfnis zu erfüllen. Wer diesen Satz als Grundüberzeugung in sein Leben integriert nimmt sofort nichts mehr persönlich. Denn der andere meint nicht sein Gegenüber, sondern es geht um ihn selbst. Es ist ein Versuch, sich ein Grundbedürfnis zu erfüllen. Dann geht es um Verstehen und nicht um die Einteilung des Verhaltens in gut, schlecht, angemessen oder unangemessen. Die Lebensqualität und das Lebensgefühl verändern sich, wenn wir uns selbst und den Menschen um uns herum wirklich zuhören. Wirklich zuhören, ohne zu bewerten – Bedürfnisse anderer verstehen und selber verstanden werden wollen. Es gehört Mut dazu, sich so zu zeigen, wie man ist.

Achtsamkeit trägt ebenfalls zu guter Kommunikation bei. Wenn ich achtsam bin, nehme ich den anderen in seinen Gefühlen und Reaktionen wahr. Ich spüre mich in ihn hinein und frage mich, was er braucht. Wenn ich achtsam bin, gehe ich auch gut mit meinen eigenen Gefühlen um. Wenn ich mich innerlich gestört fühle, frage ich mich, was die Störung ausgelöst hat. Hat mich etwas an alte Wunden erinnert? Dann kann ich versuchen, das was ich wahrnehme in Worte zu fassen, damit wir gemeinsam achtsamer miteinander umgehen.

Übungen für mehr Achtsamkeit:
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden deine Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden deine Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.

Aus dem Talmud

Ein in Meditation erfahrener Zen Mönch wurde einmal gefragt, warum er trotz seiner vielen Beschäftigungen immer so gesammelt sein könnte. Er sagte:

Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich spreche, dann spreche ich...


Da fielen ihm die Fragesteller ins Wort und sagten: Das tun wir auch, aber was machst du noch darüber hinaus? Er sagte wiederum:

Wenn ich stehe, dann stehe ich,
wenn ich gehe, dann gehe ich,
wenn ich sitze, dann sitze ich,
wenn ich esse, dann esse ich,
wenn ich spreche, dann spreche ich ...


Wieder sagten die Leute: Das tun wir doch auch. Er aber sagte zu ihnen: Nein,

wenn ihr sitzt, dann steht ihr schon,
wenn ihr steht, dann lauft ihr schon,
wenn ihr lauft, dann seid ihr schon am Ziel ...